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Aktuelles

Lauterbach ignoriert Patient:innenwunsch und Forschungsergebnisse zur Homöopathie

Stellungnahme der Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland zur geplanten Kürzung der Satzungsleistungen der Krankenkassen durch Minister Karl Lauterbach

https://www.gaed.de/aktuell/stellungnahme

Die Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland (GAÄD e.V.) sieht die jüngsten Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit Sorge und möchte darauf hinweisen, dass die Debatte um die Finanzierung homöopathischer und anthroposophischer Behandlungen einer differenzierten Betrachtung bedarf.

„Homöopathie und Anthroposophie wird von Patient:innen gewünscht. Sie suchen Ärztinnen und Ärzte auf, die durch Zusatzausbildungen in Homöopathie oder Anthroposophischer Medizin doppelt qualifiziert sind“, erklärt Angelika Maaser, Frauenärztin und geschäftsführende Vorständin der GAÄD. „Sie haben ein wissenschaftliches Medizinstudium und eine mehrjährige anerkannte Weiterbildung in Integrativer Medizin. Integrative Medizin ist mit Lehrstühlen an Universitäten und auf wissenschaftlichen Plattformen mit zahlreichen Studien zur Wirksamkeit von Homöopathie vertreten.“

Die Anthroposophische Medizin ist seit vielen Jahren ein integraler Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems und erfreut sich einer breiten Akzeptanz in der Bevölkerung. Anthroposophische Kliniken rangieren bei Patientenbefragungen der Krankenkassen auf Spitzenplätzen und sind damit Beleg für eine patientenorientierte und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung. Die von Minister Lauterbach vorgeschlagene Streichung der Finanzierung dieser Therapieformen im Rahmen von Satzungsleistungen durch gesetzliche Kassen greift den gesetzlich verankerten (SGB V) Methodenpluralismus in der Medizin und die individuelle Entscheidungsfreiheit der Patient:innen an.

Wir weisen darauf hin, dass die Anthroposophische Medizin als System wissenschaftlich fundiert ist. Die höchste Evidenz gemäß Cochrane stellt der » Health Technologie Assessment (HTA) dar, der für die Anthroposophische Medizin positiv ausfiel und auch Grundlage für die Einführung der Anthroposophischen Medizin als Kassenleistung in der Schweiz diente. Viele klinische Meta-Analysen und systematische Reviews sowie Real-World-Data belegen wissenschaftlich eine Wirksamkeit der verschiedenen anthroposophischen Therapieverfahren.

Die pauschale Behauptung von Minister Lauterbach, dass anthroposophische Therapieverfahren nicht wissenschaftlich fundiert seien, ist nachweislich unzutreffend. Prof. K. Lauterbach verletzt damit Grundregeln eines wissenschaftlichen Diskurses. Er entfernt sich zudem mit seinen Forderungen für das Gesundheitssystem immer weiter vom Bürgerwillen, die zu 70% eine Integrative Medizin im Gesundheitssystem wünschen. Pluralität ist das Lebenselixier einer diskursiven Wissenschaft und ebenso Grundlage eines qualitätsbezogenen Wettbewerbs, wie er es andernorts selbst fordert. Herausforderungen wie zunehmende Antibiotikaresistenzen und explodierende Arzneimittelkosten und Klinikbudgets können nicht allein mit einer industrie- und technikorientierten Denkweise gelöst werden, wie sie der derzeitige Gesundheitsminister vertritt.

Die Anthroposophische Medizin stellt demgegenüber ein ganzheitliches, etabliertes und erfolgreiches Gesundheitsangebot dar. Als ein wirksames, integratives und ökologisch nachhaltiges Medizinsystem gibt sie Antworten auf ein einseitig auf Reparatur und Pharmaindustrie ausgerichtetes Gesundheitssystem. Sie wendet sich dem ganzen Menschen zu und aktiviert in seiner Behandlung zugleich seine körperlichen und seelisch-geistigen Gesundungskräfte.

Nicht das Entweder – Oder des Ministers Lauterbach, sondern ein Sowohl – als Auch im Sinne einer integrativen Medizin bildet die Basis für ein zukünftiges, modernes Gesundheitssystem, in dem die naturbasierte Komplementärmedizin sich ebenso einbringt wie die moderne Medizintechnologie und konventionell-großtechnologisch arbeitende Pharmaindustrie. Dabei darf die wissenschaftliche Bewertung von Gesundheitsleistungen nicht der Politik, den Medien oder gar vermeintlichen Satirikern oder einem Gesundheitsminister ohne Verpflichtung zu einer seriösen Wissenschaftlichkeit überlassen bleiben, sondern wird in Leitlinien diskursiv durch Experten der verschiedenen Therapierichtungen wissenschaftlich erarbeitet.

Die Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte steht für ein werteorientiertes, menschliches, pluralistisches und wissenschaftlich diskursives Gesundheitssystem. Anthroposophische Medizin stellt sich dem Wettbewerb und der Qualität in einem modernen Gesundheitssystem und ist in erster Linie am Patientenwohl ausgerichtet und muss als Satzungsleistung weiter erhalten bleiben!


München, den 14. Januar 2024